Der Ablauf unserer Reise ist normal so: Klamotten in den großen Rucksack, den Sack mit Dreckwäsche gut verschnüren, Kleinkram und Essen in die kleinen Rucksäcke und weiter geht’s, idealerweise zum nächsten Host, den wir über Couchsurfing gefunden haben. Sobald wir dann dort ankommen und unsere Rucksäcke den Boden unseres jeweiligen Schlafplatzes berühren, fühlen wir uns auch schon wie zu Hause und breiten uns aus – denn auch wenn man permanent unterwegs ist (oder gerade dann), braucht man eine Basis, einen Ort, an den man nach den Ausflügen und Erkundungstouren heimkehren kann.
Nachdem wir in Costa Rica und Panama hauptsächlich in Hostels und Guesthouses untergekommen sind, da Couchsurfing dort nicht wirklich bekannt ist, haben uns in Kanada und Neuseeland wieder zahlreiche Menschen in ihr Haus gelassen und uns so noch viel mehr als die Hostels ein „Daheim“ geboten. Immerhin kommt man hier nicht in ein neutral gestaltetes Hostelzimmer zurück, sondern in ein Heim, in dem tatsächlich jemand lebt. Dabei verbindet alle Hosts eine gewisse Offenheit und ein Grundvertrauen in die Menschen – nicht jeder würde schließlich Wildfremde einfach so in sein Haus lassen und ihnen obendrein noch einen Schlüssel geben und das Ganze auch noch völlig umsonst! Trotzdem gibt es aber auch viele Unterschiede zwischen den verschiedenen Hosts und ihren „Couches“ – und da diese bisher oftmals Aufenthalte besonders gemacht haben, mal ein kleiner Blick hinter unsere Couchsurfing-Erfahrungen.
So haben wir uns schon jedes Mal gefreut, wenn uns jemand seine Tür geöffnet hat. Manche der Hosts belassen es auch dabei, und man sieht sich während dem Aufenthalt nicht oft. Andere freuen sich, wenn man sich zu ihnen setzt und mit ihnen quatscht. Sie geben Tipps zu Sehenswürdigkeiten und interessieren sich für unsere bisherige Reise und die weiteren Pläne. Dann gibt es noch die besonderen Hosts, die einen voll mit einbeziehen und mit denen man z.B. Christbaum kaufen geht, zum Sport und ins Kino geht, von denen man persönlich herumgeführt wird oder mit denen man zusammen kocht und isst. Besonders bei letzteren fühlt man sich dann tatsächlich wie bei einem guten Freund daheim und hat nicht das Gefühl, besondere Rücksicht nehmen zu müssen, da man nur Gast ist.
Dann gibt es noch die Unterschiede zwischen den „Couches“ der Hosts. Zuallererst einmal ist dazu zu sagen: wir haben in 59 Nächten Couchsurfing nicht einmal auf einer Couch geschlafen. Wir hatten Luftmatratzen, Matratzen auf dem Boden, einen Futon oder sogar richtige Betten. Die meiste Zeit haben wir sogar Bettwäsche und Handtücher von den Hosts bekommen, manchmal mussten aber auch unsere Reisehandtücher und Schlafsäcke herhalten. Ein Mal hatten wir zwar Bettwäsche, haben aber aus Hygienegründen lieber im Schlafsack geschlafen.
Besonders zu Beginn der Reise mussten wir feststellen, dass Töpfe nicht unbedingt in jeder Küche vorhanden sind – und Nudeln (in Ermangelung eines Topfes) nicht mit Wasser im Backofen gekocht werden können…
Bei manchen Hosts befand sich unser Schlafplatz zwischen Fernseher und Couchtisch, bei anderen wiederum hatten wir unser eigenes Zimmer – in besonderen Fällen sogar mit eigenem Bad oder sogar mit eigenem Bad und Küche!
Viele der Hosts wissen, was es heißt, lange auf Reisen zu sein und bieten einem gleich an, die Waschmaschine zu benutzen – was jedes Mal wahre Glücksgefühle in uns auslöst! ;)
Jeder lässt einen die Räumlichkeiten und Küchengeräte etc. mitnutzen, manche erwarten dafür nichts, andere vielleicht ein selbst gekochtes Essen oder einfach nur ein paar nette Unterhaltungen. Einige Hosts jedoch gehen sogar noch einen Schritt weiter und bieten einem nicht nur eine Unterkunft an, sondern sorgen auch noch für Verpflegung. So sind wir Dank manchen Hosts in den Genuss lokaler Gerichte oder besonderer Dinge, die wir uns eher selten gönnen, wie Wein oder ein saftiges Steak vom Grill oder Grillgemüse, gekommen.
Bei manchen findet man zudem zusätzliche Aufmerksamkeiten, wie z.B. Kosmetikartikel in kleinen Fläschchen, die man auf weiteren Reisen mit ins Handgepäck nehmen kann, Bodylotion und Fön sowie ein Glätteisen im Bad oder auch einfach mal neue Bücher, die man auf die Reise mitnehmen darf.
Zusätzlich zu einem Schlafplatz umsonst (und sonstigen Boni, die einen manchmal erwarten), lernt man dabei unterschiedlichste Menschen kennen und sieht, wie Einheimische wohnen. So waren wir bisher in karg möblierten Wohnungen von Anwälten, die 14 Stunden pro Tag arbeiten (inkl. den Wochenenden), wir waren bei Studenten in ihrem kleinen Apartment, in einer WG, die komplett mit kostenlosen Möbeln aus dem Kleinanzeiger möbliert war und in Häusern von Familien mit und ohne Kinder. Wir haben Stadtwohnungen gesehen und waren auf dem Land. Wir waren in Wohnungen, wo die Besitzer immer da waren, und in Wohnungen, wo wir praktisch allein waren.
Dabei fragen wir uns schon manchmal, was die Hosts dazu veranlasst, ihr Haus komplett Fremden zu öffnen. Bei manchen kommt es daher, dass sie selbst schon viel gereist sind und dabei selbst gesurft sind. Andere mögen es, Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen oder auch einfach nur ein bisschen Trubel um sich zu haben. Wieder anderen gefällt einfach die Idee von Couchsurfing und sie haben entschieden, das was sie haben, mit anderen zu teilen.
Und das finden wir beachtlich – so haben wir angefangen, über unsere verschiedenen Couchsurfing-Erfahrungen nachzudenken, als wir vor 5 Tagen in unser neues „Zuhause“ eingezogen sind. Dieses übertrifft nämlich alle unsere bisherigen Erfahrungen – sowohl vom Vertrauen der Hosts her, als auch von der „Couch“ her. Nachdem wir nämlich in Pukekohe bei Michael und Marie und ihren beiden Kindern in ihrer großen Villa untergekommen sind, dort unser eigenes Zimmer mit Bad, Kosmetikartikeln, Fön und Glätteisen, Handtüchern und super Abendessen bekommen haben, dachten wir eigentlich, mehr geht nicht mehr. Und das obwohl die beiden selbst nie gesurft sind – auf Couchsurfing sind sie durch einen Bericht im Fernsehen gekommen und teilen seitdem ihr Heim regelmäßig mit Reisenden. Das allein ist schon beachtlich! Als wir dann aber am letzten Abend bei ihnen noch zusammen saßen, haben sie sogar das noch übertroffen und uns, sollten wir in die Gegend kommen, noch ihr zweites Haus am Great Lake, in der Nähe von Taupo angeboten. Da wir sowieso das Tongariro Crossing machen wollten und bisher noch keinen Host in der Nähe gefunden hatten, war das natürlich super! So haben wir von den beiden alle Details zu der Alarmanlage und dem Haus bekommen und konnten einfach rein, sobald wir hier waren, mit dem Angebot, so lange zu bleiben, wie wir wollen. Nach unserer Ankunft und einer ersten Inspektion des Hauses, konnten wir es dann kaum fassen: die beide vertrauen ein komplett (luxuriös) eingerichtetes Haus, mit 5 Schlafzimmern, 3 Bädern, allerlei technischem Schnickschnack, Balkon, Terrasse und großem BBQ sowie einem eigenen Pool zwei Menschen an, die sie zwar flüchtig, aber eigentlich nicht wirklich richtig kennen! Dazu gehört schon viel Vertrauen, das nicht selbstverständlich ist.
Darum, und aufgrund der vielen, überwiegend positiven Erfahrungen mit Couchsurfing, einmal ein GROSSES DANKESCHÖN an alle Menschen, die solch ein Vertrauen haben und so offen sind, insbesondere die vielen tollen Hosts, die wir auf unserer bisherigen Reise kennengelernt haben und die uns bereitwillig ihre Tür geöffnet haben! Wer offen ist und gerne neue und unterschiedliche Menschen kennenlernt, der sollte Couchsurfing selbst mal ausprobieren – entweder als Hosts oder einfach mal selbst surfen. Wir hoffen, noch viele gute Erfahrungen damit zu machen und sind schon gespannt auf unsere nächstens Hosts in Wellington!
Bis dahin schöne Grüße vom Pool!